KI im Marketing: Der Durchbruch erfolgt JETZT!

Eine Einschätzung zu den jüngsten Entwicklungen - und ein persönliches Bekenntnis.
Jens Fricke
Dr. Jens Fricke

OK, das war Clickbaiting. Der Durchbruch kam nicht erst heute. Es ist ein Prozess. Aber im März 2024 wurde eine weitere wichtige Hürde bei der Nutzung von KI für die Erstellung von Marketing-Materialien genommen – das Problem mit der mangelnden Konsistenz bei AI-generierten Bildern. Warum das so wichtig ist und welche nächsten Schritte zu erwarten sind, lest ihr hier. Und zum Schluss gibt’s noch ein persönliches Bekenntnis.

ai generated image of a woman eating pizza
Image of a woman eating pizza besides AI-generated images

Das Problem bisher: zu geringe Effizienz! 

Denken wir an den bisherigen Prozess, wenn wir für eine Kampagne mit einer Reihe von benötigten Assets Bilder gesucht haben, zum Beispiel mit einer Person. Entweder wir machen ein Shooting. Ergebnis sind dutzende Bilder mit einem Model, die in sich konsistent sind, und wir haben damit eine Auswahl an Motiven, um auch im Nachhinein noch weitere Situationen und neue Assets generieren zu können. Oder wir bedienen uns einer Bilddatenbank, beispielsweise Getty Images. Auch dort finden wir für ein Model eine komplette Serie aus einem oder mehreren Shootings. Und nur damit können wir konsistente Storys generieren oder eben genau die zwei Bilder finden, die wir jetzt brauchen. 

Bisher war das mit KI nicht oder nur sehr beschwerlich möglich. Denn wenn man beispielsweise ein Bild mit derselben Person aber in einem anderen Kontext oder einer leicht veränderten Position wollte, musste man feststellen, dass dies mit Geschick, viel Geduld und etwas Glück zwar möglich, aber letztlich ineffizient war! 

Und Effizienz ist auch der entscheidende Grund, warum bisher KI noch nicht flächendeckend bei dieser Art von Agentur-Tasks zum Einsatz gekommen ist. Es ist zwar erstaunlich, was man mit KI schon alles generieren kann, aber in ganz vielen realen Anwendungsfällen ist der klassische Weg doch noch der schnellere! 

Der neue Status mit dem "Character Reference"-Feature von Midjourney 

In der Nacht vom 12.03.2024 wurde dann von Midjourney das Feature „cref“ eingeführt. Das ist zwar noch nicht perfekt, verringert aber das oben beschriebene Problem deutlich. Mit Midjourney werden wir zukünftig in deutlich mehr Fällen schneller und damit effizienter zum Ziel kommen als durch umständliches Suchen in Bilddatenbanken. 

Und das ist nur eine der Verbesserungen, die besonders stark ins Auge fallen! Täglich gibt es neue Tools oder einfach kleinere oder größere Sprünge in Richtung bessere Ergebnisse, einfachere Bedienung oder erweiterte Anwendungsbereiche.  

Denken wir an Sprache-zu-Text-Anwendungen: Bis vor wenigen Monaten waren diese selbst für organische Social-Media-Posts einfach noch zu künstlich und zu schlecht. Heute ist die Qualität dafür, wie zum Beipsiel bei ElevenLabs, schon in vielen Fällen ausreichend. Und jetzt kam ebenfalls im März die Erweiterung: Mit einfacher Texteingabe kann man sich jetzt kleine Sounds erzeugen lassen – und das geht wirklich schneller, als danach in einer Sound-Datenbank zu suchen. Auch dies ist nur eines von vielen Beispielen. Und deshalb komme ich auch zum Schluss: 

Ja, es passiert gerade JETZT! 

Wenn das in diesem Tempo weitergeht, werden wir als Digitalagentur in den kommenden Wochen und Monaten sehen, wie der Einsatz von generativer KI für immer mehr Aufgaben den Sprung vom Experimentierstadium zur täglichen Anwendung schafft: Zuerst bei statischen Bildern und dann auch bei Bewegtbildern. Zunächst für einfachere Always-on-Assets ohne Media-Budget (teilweise ja schon Alltag, aber manchmal nicht wirklich effizient) und schließlich auch für regelmäßige Assets von höherer Komplexität, die mit Media-Budget gepusht werden.  

Zwischen Begeisterung und FOMO: ein persönliches Bekenntnis 

Ich arbeite jetzt seit über 20 Jahren in einer Marketing-Agentur (sogar in der gleichen!) und das, obwohl ich eigentlich immer etwas Neues brauche. Ich denke manchmal, dass ich in vielen anderen Branchen nie so lange hätte bleiben können. Ich kann mich schnell langweilen. Aber hier im digitalen Marketing wurde und wird die Welt alle paar Jahre neu erfunden.  

Und so habe ich mich auch vor ca. drei Jahren auf das Thema KI gestürzt. Gut so, denn ich bin immer wieder aufs Neue verblüfft und begeistert. Gleichzeitig muss ich jedoch zugeben, dass ich aktuell mehrmals die Woche FOMO habe. Das kannte ich so nicht in den letzten 20 Jahren. Gestern noch ein Tool ausprobiert und mit der Aufgabe gescheitert – einen Tag später kommt ein neues Feature, eine Verbesserung oder ein ganz neues Tool um die Ecke. Und schon funktioniert es! Oder noch schlimmer: Es gab schon gestern ein besseres Tool – ich kannte es nur noch nicht!  

Mein Verdacht (und meine Hoffnung): Es geht nicht nur mir so – sondern vielen, die sich mit dem Thema beschäftigen. Denn selbst, wenn ich nichts anderes tun würde, als den ganzen Tag neue KI-Tools und -Features in unterschiedlichen Anwendungssituationen auszuprobieren – aktuell wäre es trotzdem unmöglich, den Überblick zu behalten. Es ist einfach zu viel.  

Mit dieser Situation müssen wir wahrscheinlich die nächsten Monate (Jahre?) leben. Immerhin werden wir uns nicht langweilen … 

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Unser Experte

Jens Fricke

Dr. Jens Fricke

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Dr. Jens Fricke ist seit 2001 Teil des Cocomore-Teams. Als Vorstand leitet er das Consulting und die Redaktion. Zuvor arbeitete er in der Unternehmensberatung. Wenn man Jens fragt, was er an Cocomore schätzt: „Die Abwechslung in den Aufgaben und Themen sowie das Team aus Leuten, mit denen ich auch in hektischen Zeiten Spaß bei der Arbeit haben kann.“
Drei Dinge, die Jens beschreiben: „Motörhead“, „Bring me the Horizon“ und manchmal „Depeche Mode“.